Regierung einigt sich auf Eckpunkte zur Kindergrundsicherung – Kritik an geplanter Reform wird laut

Die Kindergrundsicherung kommt: Darauf hat sich die Bundesregierung nach Monaten zäher Verhandlungen zwischen Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) und Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) am Sonntagabend geeinigt. Die Ampelkoalition plant mit ihrer Kindergrundsicherung, das bisherige Kindergeld mit zusätzlichen, einkommensabhängigen Leistungen zu bündeln. „Wir gehen davon aus, dass dann die Dunkelziffer derjenigen sinkt, die bislang auf familienbezogene Leistungen verzichten, weil das Wissen um diese Leistungen fehlt, die Anträge zu kompliziert sind oder die Scham zu hoch ist, staatliche Leistungen zu beantragen“, erklärt Heike Moerland, Armutsexpertin bei der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe (RWL), zu der auch wir gehören. „Die Bundesregierung muss jetzt ihr Versprechen einhalten, dass Familien die Leistungen erhalten, ohne jedes Mal neue Anträge stellen zu müssen.“

Konkret bedeutet die ab dem Jahr 2025 geltende Kindergrundsicherung: Eltern haben unabhängig vom Einkommen weiterhin einen Anspruch auf Kindergeld in Höhe von derzeit 250 Euro pro Kind, den sogenannten „Kindergarantiebetrag“ (fixer Grundbetrag), der alle zwei Jahre angepasst werden soll. Darüber hinaus haben Eltern mit weniger/wenig Einkommen Anspruch auf Unterstützung aus dem „Bildungs- und Teilhabepaket“ sowie auf den Kinderzuschlag. Bisher musste die Unterstützung bei unterschiedlichen Ämtern eigens beantragt werden. Das führte dazu, dass geschätzt rund 70 Prozent der Familien die ihnen zustehenden Mittel gar nicht erst abriefen. Künftig soll aus der Holschuld der Eltern eine Bringschuld des Staates werden: Wer einmal beim „Familienservice bei der Bundesagentur für Arbeit“, der neuen geplanten Anlaufstelle für alle Kinderleistungen, registriert ist, muss nichts weiter tun, sondern bekommt das Geld, den „Kinderzusatzbetrag (flexibler Zusatzbetrag)“, automatisch ausgezahlt. Wie bisher haben alle Kinder ab Geburt bis zum Alter von 18 Jahren Anspruch auf die Kindergrundsicherung. Wer eine Ausbildung macht, kann die Kindergrundsicherung bis zum 25. Geburtstag bekommen. Studierende werden bis zum 27. Lebensjahr unterstützt.

Insgesamt 2,4 Milliarden Euro sind im ersten Jahr für die Kindergrundsicherung eingeplant, bei steigender Inanspruchnahme der Leistungen könnten die Kosten in den Folgejahren auf bis zu sechs Milliarden Euro ansteigen. „Somit stellt Paus eine substanzielle Anhebung der Beträge in Aussicht, weil sie davon ausgeht, dass das Existenzminimum inflationsbedingt steigen wird. Finanzminister Lindner erwartet hingegen eine geringe Anpassung der Regelsätze und betonte zudem, es werde keine generellen Leistungsverbesserungen für Kinder von Erwerbslosen geben. Spürbar mehr Unterstützung soll es lediglich für die Kinder Alleinerziehender geben“, heißt es auf n-tv.de. Auf mdr.de heißt es weiter: „Paus sagte auf der Pressekonferenz, die Kindergrundsicherung sei die zentrale Antwort, um Kinderarmut wirksam zu bekämpfen. Für Kinder bringe sie einfach zugängliche Leistungen und schaffe mehr Gerechtigkeit.“ Daran haben Wohlfahrtsverbände, darunter die Diakonie Deutschland, der Kinderschutzbund, das Deutsche Kinderhilfswerk und der Paritätische Wohlfahrtsverband, jedoch ihre Zweifel. Armutsforscher Christoph Butterwegge spricht im MDR gar von „einem riesigen Skandal“. Die jetzt angekündigte Erhöhung um einige wenige Euro reiche nicht aus, betont Heike Moerland, Leiterin des Geschäftsfelds Berufliche und soziale Integration in der Diakonie RWL. „Familien, die von Armut betroffen oder bedroht sind, brauchen mehr Geld. Das soziokulturelle Existenzminimum für Kinder muss – wie vom Bündnis Kindergrundsicherung gefordert – grundsätzlich neu berechnet werden.“ Von relativer Armut betroffen sind aktuell rund 2,8 Millionen Kinder in Deutschland.

Foto: Pixabay/Esther Merbt

Weitere Neuigkeiten

dwo und Stadt bieten gemeinsame Mediensprechstunde

Das Nutzen von Apps wie Snapchat, TikTok und WhatsApp gehört ebenso zum Alltag vieler Kinder und Jugendlicher wie die Begriffe Cybermobbing, Cybergrooming, Internetsucht und Sexting. Gleiches gilt für die Diskussionen, die Familien immer wieder führen, wenn es um die...

SHG im PGZ beteiligt sich an Oberhausener Gesundheitstag

Die Selbsthilfegruppen, die sich freitags in unserem PGZ treffen, beteiligen sich am morgigen Gesundheitstag im BERO Zentrum in Oberhausen.

Treffpunkt für Wohnungslose erstrahlt in neuem Glanz

Es ist vollbracht: Das Wohnzimmer für die, die keines haben, unser Treffpunkt für Wohnungslose, ist in den vergangenen drei Wochen gründlich renoviert worden.

Familienhilfe informiert über rechtliche Betreuungen und eigene Vorsorge

Das Team der Evangelischen Familienhilfe Oberhausen, unserem Betreuungsverein, weist noch einmal gesondert auf drei Veranstaltungen hin.

Aktionswoche Schuldnerberatung: dwo fordert finanzielle Allgemeinbildung – Tag der offenen Tür am 12. Juni

Finanzielle Allgemeinbildung von klein auf fordert Jeanine Hougardy, Teamleiterin unserer Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatung. „In einer auf Konsum ausgerichteten Welt muss der Umgang mit Geld, Handy und Internet gelernt werden.“ So könne unter anderem dem Verschuldungsrisiko, das von „Buy Now, Pay Later“-Angeboten ausgehe, begegnet werden.

Wahlaufruf zur Europawahl am 9. Juni 2024

Wir gehen am kommenden Sonntag, 9. Juni 2024, zur Wahl des Europäischen Parlaments, weil wir Demokratie, Gleichberechtigung und ein friedliches Zusammenleben wollen! Wir rufen insbesondere EU-Bürgerinnen und -Bürger sowie Eingebürgerte ab 16 Jahren auf, ihre Stimme abzugeben.

Lauf, dwo, lauf! – erneute Teilnahme am VIACTIV Firmenlauf

Für knapp 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wird es am heutigen Donnerstag, 6. Juni, ernst: Zum dritten Mal in Folge nehmen wir am VIACTIV Firmenlauf 2024 Oberhausen teil.

Gehen bald die Lichter aus? Aktionswoche der Freien Wohlfahrtspflege in NRW

Unter dem Motto „Black Week – Gehen hier bald die Lichter aus? Gegen den Ausverkauf der sozialen Landschaft in NRW!“ führt die Freie Wohlfahrtspflege NRW die Sozialkampagne „NRW bleib sozial!“ aus dem vergangenen Jahr weiter.

Gemeinsame Mediensprechstunde am bundesweiten Digitaltag

Gemeinsam mit der Stadtbibliothek der Stadt Oberhausen laden wir am bundesweiten Digitaltag zu einer Mediensprechstunde ein.

Anhörung im Landtag: Geschäftsführer fordert Dynamisierung der Vergütungen rechtlicher Betreuungen

Gemeinsam mit dem Fachbereichsleiter unseres Betreuungsvereins, der Evangelischen Familienhilfe Oberhausen, war unser Geschäftsführer Frank Domeyer der Einladung des Rechtsausschusses gefolgt, im Landtag Düsseldorf eine Stellungnahme zur auskömmlichen Vergütung...

Weitere Informationen hier

Besuchen Sie uns auch in diesen Netzwerken und bleiben Sie gut informiert.