Gesundheitliche Probleme in den Dreißigern und Vierzigern zwangen die heute 68-jährige Irmgard Rauschenberg, kurzfristig ihre Arbeit als Leiterin mehrerer Bäckereifilialen aufzugeben. Weil sie ihre „Aufgabe“ verloren hatte, verfiel die sonst so aktive Oberhausenerin in Depressionen, die im Johanniter-Krankenhaus Oberhausen behandelt werden mussten. Dort erfuhr sie von einer Mitpatientin von einer offenen Gruppe für Menschen mit seelischen Erkrankungen im Psychosozialen Gesundheitszentrum (PGZ) in Sterkrade.
„Damals gab es nur wenige Gruppen im PGZ“, erinnert sich Irmgard Rauschenberg. Sie fügte sich schnell ein, kam mitunter tageweise von morgens bis nachmittags. „Ich hatte mitbekommen, dass sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter häufig mittags irgendwo Essen holten. Also habe ich angeboten, dass stattdessen ich koche. Das muss ’99 gewesen sein.“ Damit war der Grundstein für ein jahrzehntelanges Engagement gelegt.
Das schnell einen ersten Höhepunkt erreichte: Weil das Geld fehlte, wurde im Jahr 2002 die Schließung des PGZ beschlossen. Zu diesem Zeitpunkt war das PGZ an das Diakonische Werk im Kirchenkreis Oberhausen angeschlossen und wurde dementsprechend über Kirchensteuern finanziert. „Nach der Entscheidung haben wir den Laden einfach besetzt. Wir haben sogar dort geschlafen“, erzählt die 68-Jährige. „Daraufhin haben wir die Verantwortlichen eingeladen, sie in einem Stuhlkreis zwischen uns gesetzt und geredet.“ Glücklicherweise sei der Plan aufgegangen: „Zwei Tage später erhielten wir die gute Nachricht: Das PGZ kann bleiben.“ Allerdings mit einer Einschränkung: Künftig müssten weniger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Betrieb am Laufen halten. „Daraufhin habe ich die Arbeit mit den sechs oder sieben offenen Gruppen und der Kochgruppe übernommen.“ Zunächst rein ehrenamtlich, später auf Honorar- beziehungsweise Minijob-Basis, zuletzt kombiniert. Bis zu 40 Betroffene hat sie in den Gruppen betreut, war vor allem für die Neuen Ansprechpartnerin. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben mir immer den Rücken gestärkt und mich als vollwertiges Mitglied des Teams gesehen und bei nahezu allem eingebunden.“
„Ohne mein Ehrenamt im PGZ wäre ich kaputt gegangen“, sagt Irmgard Rauschenberg voller Überzeugung. „Dort hatte ich das Gefühl, ich würde gebraucht. Das tat mir unheimlich gut.“ Umso schwerer fiel es ihr, ihre Tätigkeit nach über 20 Jahren aufgeben zu müssen. „Ich schaffe das gesundheitlich einfach nicht mehr. Auch wenn es mir fehlt.“ Wenigstens telefonisch halte sie zu ganz vielen noch Kontakt. „Ehrenamt ist für mich nicht nur eine Nebensache. Gerade im PGZ ist die Gruppe alles.“
„Mit dem Weggang von Irmgard Rauschenberg verliert das Psychosoziale Gesundheitszentrum in Sterkrade den ‚guten Geist‘ des Hauses. Sämtliche Höhen und Tiefen der Dienststelle hat sie miterlebt und gestaltet. Stets war sie die Ansprechpartnerin für alle Besucherinnen und Besucher und Bindeglied zwischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Nutzerinnen und Nutzern. Das Team des PGZ dankt Frau Rauschenberg für ihr unermüdliches Engagement und freut sich auf ein baldiges Wiedersehen“, bedankt sich Fachbereichsleiter Michael Böringschulte bei der langjährigen Ehrenamtlichen. Dem Dank kann sich Frank Domeyer, Geschäftsführer der Diakoniewerk Oberhausen gGmbH, nur anschließen: „Wir wissen Frau Rauschenbergs intensiven und unerlässlichen Einsatz sehr zu schätzen, ohne den vieles sonst nicht möglich wäre. Für ihr persönliches Engagement danken wir ihr von Herzen. Ihr gesellschaftliches Mitwirken ist es, das praktizierte Nächstenliebe ausmacht.“
Möchten auch Sie sich ehrenamtlich engagieren? Melden Sie sich gern bei Lisa Peltzer, unserer Koordinatorin Ehrenamt:
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